Ein kurzer Überblick über Kennzahlen zur EU-Landwirtschaft sowie zu Überlegungen zur künfti-gen Landwirtschaft in Deutschland
-
Die durchschnittliche Betriebsgröße schwankt bei einem EU-Durchschnitt von 17,1 ha (2020) zwischen 1,3 ha (Malta) und 130,2 ha (Tschechien) sowie 225 ha in den Neuen Bundesländern
-
Ebenso gibt es große Ertragsunterschiede
-
Die Zahl der Betriebe (Höfe) vermindert sich bei gleichzeitiger Vergrößerung von weiter bestehenden
Im Beitrag wird anhand von Kennzahlen ein Überblick über die Landwirtschaft der EU-Länder gegeben, wobei vor allem Daten aus dem „Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2023“ genutzt werden. Es wird deutlich, dass es zwischen den Ländern große Unterschiede gibt, bedingt durch Klima, Relief, Landes- und Betriebsgröße sowie Selbstversorgungsgrad, den Entwicklungsstand der Wirtschaft und die Sachkenntnis der Bauern, außerdem die Eingriffe der EU und ihrer Länder hinsichtlich Düngung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und die Ziele bei der Gestaltung einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Die durchschnittliche Betriebsgröße schwankt bei einem EU-Durchschnitt von 17,1 ha (2020) zwischen 1,3 ha (Malta) und 130,2 ha (Tschechien) sowie 225 ha in den Neuen Bundesländern, die Jahresarbeitseinheiten/100 ha zwischen 1,9 (Dänemark) und 48,0 (Malta) (2016). Ebenso gibt es große Ertragsunterschiede. Z. B. erreichte 2022 Irland bei Weizen (einschl. Dinkel) 104,3 dt/ha, Portugal nur 19,9 dt/ha, bei Körnermais Spanien 114,2 dt/ha, Ungarn 33,9 (einige Länder bauten keinen an). Die höchsten Kartoffelerträge gab es in Dänemark mit 442,2 dt, die niedrigsten in Kroatien mit 140,3 dt/ha. Ähnliche Ergebnisse liegen auch für weitere Kulturen vor. In Bezug auf die Milchleistung hatte 2022 Dänemark mit 10.187 kg/Kuh das höchste Ergebnis, Rumänien mit 3.389 kg/Kuh das niedrigste. Ein Vergleich der Gesamtgetreidemengen nach Ländern in den Jahren 2023 und 2022 veranschaulicht, dass es in einigen Ländern zu erheblichen Schwankungen kommen kann. So stieg die Getreidemenge in Ungarn von 2022 bis 2023 um 66,5 %, während sie in Spanien um 35,3 % absank. Auf die gesamt EU bezogen, war die Erntemenge bei Getreide 2024 kaum höher als 2000. Hohe Gesamterträge gab es vor allem 2004, 2008, 2014, 2019 und 2021. Am niedrigsten waren diese 2003, 2007, 2012 und 2024. Gegenüber 2000 ist 2023 die Kartoffelproduktion um 36,7 % gesunken, wobei die Kartoffelfläche von 3 Mio. ha auf 1,3 Mio. zurückging. Die Kartoffelerträge sind auf 146,1 % angestie-gen.
Die Selbstversorgung der EU ist bei den meisten Agrarprodukten gesichert, bei Ölsaaten nur zu 60 %. Deshalb werden Raps, Sojabohnen und Sonnenblumenkerne importiert. Problematisch ist die Versorgung mit Phosphat, da im Weltmaßstab betrachtet, die Reserven relativ gering sind. Phosphatrecycling gewinnt deshalb eine immer größere Bedeutung. Ähnlich ist die Situation bei langfristiger Betrachtung bei Kali, wo die höchsten Reserven in Kanada, Russland und Belarus liegen. Weiterhin werden die Anteile der EU-Länder an den pflanzlichen und tierischen Produkten der EU insgesamt angegeben. Unter Bezug zum Anteil der Bevölkerung ist zu erkennen, welche Produkte ein Land importiert oder exportiert.
Hinsichtlich der Überlegungen zur Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland werden vor allem zwei Szenarien diskutiert, die Branchenanalyse Landwirtschaft der DZ-Bank und die Thesen des Bayerischen Bauernverbandes. Nach der Analyse der DZ Bank gibt es 2040 nur noch 100.000 Landwirtschaftsbetriebe, wobei die Betriebsgröße 160 ha im Durchschnitt beträgt. In Bayern gab es 2023 noch 81.560 Höfe, 2040 sollen es 100.000 sein. Dabei werden jedoch eine Vielzahl von nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten berücksichtigt, wenn sie von den Höfen ausgehen, z. B. auch Durchführung sozialer Dienstleistungen. Tatsächlich läuft bisher die Entwicklung in Bayern wie in ganz Deutschland ab: Die Zahl der Betriebe (Höfe) vermindert sich bei gleichzeitiger Vergrößerung von weiter bestehenden. Bei der Realisierung von im „Abschlussbericht des Europäischen Strategischen Dialogs über die Zukunft der Landwirtschaft“ genannten Maßnahmen könnten jedoch in Zukunft größere Landwirtschaftsbetriebe benachteiligt werden.
Zurück zu Schwerpunkt "Strukturwandel und nachhaltige Ausrichtung im Agrar- und Ernährungssektor"

Ein kurzer Überblick über Kennzahlen zur EU-Landwirtschaft sowie zu Überlegungen zur künftigen Landwirtschaft in Deutschland
Dr. Eberhard Schulze
Heft 51 (2025)
Herausgegeben von der Leipziger Ökonomischen Societät e.V., Leipzig