Die Leipziger Ökonomische Societät gilt als
älteste Vereinigung zur Förderung der Landwirtschaft
Kurzer historischer Überblick
- Gegründet 1764 - Initiator Peter Freiherr von Hohenthal aus Kossa bei Bad Düben, kursächsischer Kreishauptmann. Erster Sekretär Prof. Christian Daniel Schreber (1739 – 1810), Korrespondent der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, später Präsident der Leopoldina.
- 3 Klassen: Landbau; Manufakturwesen; Mineralogie, Chemie und Mechanik.
- Mitglieder: Landwirte, Beamte, Pfarrer, Mediziner, Fabrikanten, Bergbau- und Hüttenexperten, Künstler – maßgeblich getragen wurde die Societät durch fortschrittliche Landwirte aus der Region
- Enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig
- Prägende Persönlichkeit war Wilhelm Crusius (1790–1858), Eigentümer der Rittergüter Rüdigsdorf und Sahlis, Direktor der Societät ab 1831 und seit 1848 Leiter des Landeskulturrates, der die Regierung Sachsens zu Fragen der Landwirtschaft beriet.
- Während des Direktorats von Crusius wurde die Societät zu einem reinen Landwirtschaftsverein, da mit Industrie-, Gewerbe- und Kunstvereinen sowie der Polytechnischen Gesellschaft neue Vereine entstehen.
- Die Societät beschloss am 10. Oktober 1850 die Gründung der ersten deutschen landwirtschaftliche Versuchsstation in Leipzig-Möckern ‒ nach Rothamsted in England, entstanden 1843 - die zweite in der Welt. 1879 dann dem Sächsischen Staat übertragen.
- Die in der Versuchsstation erbrachten Leistungen führten dazu, dass die Societät mit den angesehensten agrarwissenschaftlichen Einrichtungen in der Welt in Beziehung stand.
- Die Societät arbeitete in 4 Sektionen: Ackerbau, Wiesenbau, Viehzucht und ökonomische Technologie
- Die Societät wirkte erfolgreich bis zum 1. Weltkrieg. Mit einer Festschrift zum 150jährigen Bestehen blickt die Leipziger Ökonomische Societät 1914 stolz und zuversichtlich in die Zukunft.
- Es kam anders: Sie ging im NS-Staat unter. Spätestens 1945 gab es die Societät nicht mehr. Auch während der DDR-Zeit findet keine Neugründung der Societät statt.
- 1990 wurde die Societät als Verein von Mitgliedern der Handelshochschule Leipzig neu gegründet. Hierbei hat sich besonders Frank Stöbe (1942–2011), später Professor an der Berufsakademie Dresden, verdient gemacht hat.
- Sie knüpfte an den interdisziplinären Charakter an und soll u. a. Lehre, Forschung und Anwendung auf wirtschafts-wissenschaftlichen und angrenzenden Gebieten fördern, Bildung und Weiterbildung, junge Wissenschaftler sowie den Meinungs- und Informationsaustausch fördern.
„Forschen - Prüfen - Wirken”
lautet das Motto der 1764 gegründeten Leipziger Ökonomischen Societät. Sie kann als ein von progressiven Unternehmern geschaffener staatlich geförderter und zum Teil auch staatlich geführter Verein angesehen werden, der bestrebt ist, wissenschaftliche Erkenntnisse für den wirtschaftlichen Fortschritt zu gewinnen und zu nutzen.
Namhafte Ehrenmitglieder
Albrecht Daniel Thaer (1752–1828)
Alexander von Humboldt (1769–1859)
Andrej Timofejewitsch Bolotow (1738–1833)
John Sinclair (1754–1834)
Johann Nepomuk von Schwerz (1759–1844)
Johann Burger (1772–1842)
Bedeutende Leistungen, Themen und Angebote
Förderung des Anbaus von Klee, Luzerne und Esparsette und Durchführung von Feldversuchen.
Förderung der Entwicklung der deutschen Schafzucht, insbesondere der Einkreuzung der aus Spanien 1765 und 1778 importierten Merinoschafe und Verbesserung der Wollqualität - sächsische Wolle wurde im 19. Jh die beste auf dem Weltmarkt.
Zentrum der Tierernährungsforschung und der Futterwertbestimmung mit weltweitem Rang.
Bearbeitung von Themen zur Pflanzenernährung, zur Bedeutung von Humus für die Bodenfruchtbarkeit, zu Fruchtfolgen, zur Gründüngung und Zwischenfruchtanbau.
Erarbeitung der Grundlagen der Hydroponik.
Bearbeitung von Fragestellungen zum Kartoffel- und Rübenanbau, zum Anbau von Flachs, Hanf, Raps, Waid, Krapp und Baumwolle, zur Seidenraupenzucht, zum Hopfenanbau und zur Bienenzucht.
Empfehlungen zum Maschineneinsatz in der Landwirtschaft.
Themen zur Grünland- und Weidewirtschaft – in enger Zusammenarbeit mit Prof. Falke von der Universität Leipzig, dem Begründer der Weltgraslandkongresse, erstmalig 1927 in Leipzig
Empfehlungen zur Überwindung von wirtschaftlichen Hemmnissen wie Frondienst und Flurzwang und den Weide-, Trift- und Hutungsrechten.
Die Societät gibt zudem eine Vielzahl von Schriften heraus.
Neugründung der Societät 1990
Aufgaben:
Förderung der Lehre und Forschung auf wirtschafts-wissenschaftlichen, agrarwissenschaftlichen und angrenzenden Gebieten
fördert den wissenschaftlichen Meinungs- und Informationsaustausch sowie die Weiterbildung
Traditionspflege auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Agrarforschung
Pflege der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Gesellschaften im In- und Ausland
Die Aktivitäten beziehen sich vor allem auf die Freistaaten Sachsen und Thüringen und des Bundeslandes Sachsen-Anhalt.
Organe der Societät sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand und der Beirat.
Drei Arbeitsgruppen werden gebildet,
die AG Struktur, Energie, Umwelt,
die AG Finanzierung und
- die AG Wirtschaftsgeschichte
Auf Initiative von Dr. Eberhard Schulze wird am 17.01.1995 eine AG Landwirtschaft unter Leitung von Prof. Peter Tillack eingerichtet. Die Leitung übernahm 2001 Dr. Gotthard Kretzschmar und ab 2006 Dr. Eberhard Schulze.
Die AG Landwirtschaft war mit einer Vielzahl an Veranstaltungen und Publikationen die aktivste.
Vorsitzende der Societät waren Prof. Peter Tillack 1999, Dr. Eberhard Schulze 2003 und Dr. Klaus Reinsberg seit 2005.
Die Societät ist als eingetragener gemeinnütziger Verein anerkannt.
Veranstaltungen
Bisher 145 Veranstaltungen durchgeführt, u.a.:
- Veranstaltungen anlässlich des 85. und 100. Geburtstags von Prof. Otto Rosenkranz 1996 und 2011
- 80 Jahre Landarbeits- und Technologieforschung in Pommritz und Gundorf
- Symposium zum 250. Geburtstag von Albrecht Daniel Thaer 2000
- Veranstaltungen zum 240. sowie 250. Jahrestag der Societät
- Veranstaltungen zur 600-Jahrfeier der Universität Leipzig
- Wiedereinweihung des Thaerdenkmals
- Kolloquium „160 Jahre Versuchsanstalt Möckern“
- Veranstaltung auf der agra Leipzig 2017 zum Thema „Wirtschaftliche Stabilität, Flexibilität, Innovation - Betriebsstrategien für die Zukunft“
- 150 Jahre Landwirtschaftliches Institut an der Universität Leipzig 2019
Publikationen
- Schriftenreihe der Leipziger Ökonomischen Societät - 1994 begründet.
Bisher sind 50 Hefte erschienen, anfangs vorwiegend zu wirtschaftlichen, ab 2007 nur noch zu landwirtschaftlichen Themen.
Stellungnahmen und Konzepte
Beispielsweise die Erarbeitung des Lehrprogramms und Begutachtungen für den Studiengang „Agrarmanagement“ an der Berufsakademie Dresden (seit 2007)