Entwicklung der Tierbestände und Tierleistungen seit 1800 - Einflusses auf die Methanmenge in der Atmosphäre

  • Die Leistungen der Tierbestände sind seit 1800 stark gestiegen.

  • Mit weiter rückläufigen Tierbeständen sinkt die Methanemission je Prodekteinheit deutlich.

  • Methanemissionen sind Bestandteil der Kohlenstoffkreislaufes vom Tier über die Pflanze

Die deutsche Bevölkerung stieg von 1800 bis 2020 von 21,6 auf etwa 80 Millionen Menschen, d. h. fast auf das Vierfache. Der Tierbestand wuchs, in GVE gerechnet, in der gleichen Zeit von 6,816 Millionen GVE auf 12,244 Millionen GVE, nachdem 1913 bereits 23,633 Millionen GVE und 1943 22,669 Millionen GVE erreicht worden waren. 1990 betrug der Tierbestand etwa 20.000 Millionen GVE. Das Absinken des Tierbestandes seit 1990 ist vor allem der hohen Leistungssteigerung zu verdanken, z. T. auch dem Rückgang der Selbstversorgungsgrades. So stiegen die Milchleistungen von 1800 bis 2020 auf knapp das Zehnfache, in besonderem Maße seit 1990, sowie die Eierleistung auf das Sechsfache. Ebenso wurden hohe Leistungen bei den Zunahmen der Masttiere erreicht. Das Sinken der Tierbestände hat auch den starken Rückgang des Methanausstoßes bewirkt. Dieser stieg zunächst von etwa 838,4 kt/Jahr aus der Verdauung auf etwa 1641,6 kt 1913 und sank bis 2020 auf etwa 971,7 kt. Eine Ursache ist in diesem Zusammenhang auch der Rückgang des Erhaltungsfutters wegen der verringerten Tierzahl.
Nach dem Umweltbundesamt ist die gesamte Methanmenge etwa 25 % höher als diejenige aus der Verdauung, allerdings waren es nach Daten aus diesem Amt von 2023 für das Jahr 2022 nur ca. 14 %. Es ist zu beachten, dass der Beitrag des Methans zum Klimawandel etwa 28mal höher ist als derjenige von Kohlendioxid. Es wurden deshalb auch die entsprechenden Kohlendioxidäquivalente berechnet.
Methan zerfällt etwa nach 12 Jahren in Kohlendioxid und Wasser. Da in der Landwirtschaft das meiste Methan über die Tierproduktion aus dem von den Pflanzen aufgenommenen Kohlendioxid entsteht, existieren etwa 12jährige Kohlenstoffkreisläufe Kohlendioxid der Atmosphäre – C-Verbindungen in Pflanzen – Methan durch Verdauung Tiere und Abgabe in die Atmosphäre – Zerfall in Kohlendioxid, danach Neubeginn des Kreislaufs. Im Unterschied zu Methan aus fossilen Energieträgern, die immer jährlich verwendet zum Anstieg des Kohlendioxid in der Atmosphäre führen, ist das bei gleichen Erträgen der Pflanzen und Leistungen der Tiere, darunter vor allem der Rinder, nicht der Fall. Methan und Kohlendioxid bleiben in der Atmosphäre konstant. Steigen die Tierleistungen, und es sind deshalb weniger Tiere erforderlich, sinkt die Methanmenge. Die steigenden Tierbestände mit relativ geringem Leistungszuwachs haben von 1800 bis 1913 zum Anstieg von Methan in der Atmosphäre und damit zum Klimawandel beigetragen. Das starke Sinken der Rinderbestände seit 1990 haben diesen Beitrag weitgehend rückgängig gemacht. Es kann nicht davon gesprochen werden, dass Methan aus der deutschen Landwirtschaft wesentlich zum gegenwärtigen Klimawandel beiträgt, wie immer behauptet wird, ganz im Gegenteil. Es ist sehr bedauerlich, dass auf Grund der nur jährlichen Statistik der beschriebene Kreislauf missachtet wird, da er zu Fehlentscheidungen beitragen kann (Steuern auf Rinder?).
Bezogen auf Europa trifft diese Aussage auch zu. In der Welt insgesamt nehmen die Tier-, darunter die Rinderbestände, zu. Auf Grund des durchschnittlich nur geringen Leistungszuwachses ist mit einem Beitrag zum Klimawandel durch Methan allerdings zu rechnen. Um den Einfluss des Methan weiter zu senken, wird an entsprechenden Präparaten geforscht.
Das in einigen Betrieben in der Schweiz und Frankreich bereits verwendete Präparat Bovaer senkt die Methanmenge aus der Verdauung bis zu 30 %. Auch Veränderung der Fütterung kann zur Senkung des Methanausstoßes beitragen.
 
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Zur Entwicklung der Tierbestände und Tierleistungen seit 1800 und ihres Einflusses auf die Methanmenge in der Atmosphäre – Kühe sind wegen des Kohlenstoffkreislaufes in der Landwirtschaft keine Klimakiller

Dr. Eberhard Schulze

Heft 50 (2024)
Herausgegeben von der Leipziger Ökonomischen Societät e.V., Leipzig

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