Beherrschung des Klimawandels durch neue technologische Verfahren

  • Sind Wachstum und Klimaschutz vereinbar?

  • Es ist nicht das erste Mal , dass die Menschheit vor komplizierten, sie bedrohenden Problemen steht

  • Im Beitrag werden ausgehend von der Literatur technische Lösungen sowie erforderliche Maßnahmen dargelegt

In ihrem Buch „Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden“ hat Ulrike Herrmann die These aufgestellt, dass erneuerbare Energie bis 2035 und danach nicht ausreicht, um Klimaneutralität zu erreichen und der Kapitalismus mit seinem erforderlichen immanenten Wachstum diese auch nicht erreichen kann. Auch „Grünes Wachstum“ ist deshalb nicht möglich, sondern „Grünes Schrumpfen“ ist notwendig. Als gelungenes Beispiel dafür nennt Herrmann die britische Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg. An dieser Auffassung gibt es von Wissenschaftlern u. a. Kritik, da sie die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der kapitalistischen Wirtschaft unterschätzt und z. B. auch mögliche ökonomische Lösungen ausschließt (z. B. Besteuerung Kohlendioxid). Gegen ihre Meinung spricht auch die Theorie der „Faltung der Welt“ von Levermann, da zusätzlich formulierte Grenzen die Entwicklung einschränken. Unterschätzt wird in diesem Zusammenhang von ihr auch die Gefahr der Entstehung von Diktaturen in den Industrieländern, die entweder das „Grüne Schrumpfen“ mit Gewalt durchsetzen oder verhindern, wobei letzteres wahrscheinlicher wäre, wenn grüne Politik bis 2035 oder 2045 „Grünes Schrumpfen“ durchsetzen wollte.
Im Beitrag wird dargelegt, dass es nicht das erste Mal ist, dass die Menschheit vor komplizierten, sie bedrohenden Problemen steht und anhand von Beispielen gezeigt, wie es durch Realisierung von Ideen gelungen ist, diese zu überwinden, darunter durch die Erfindung von Jagd- und Verteidigungswaffen, die Nutzung des Feuers, die Erfindung der Landwirtschaft, des Impfens, der Ersatz der Zugtiere sowie die Widerlegung der These von Malthus zur nicht ausreichenden Ernährung.
In Übereinstimmung mit dem Vorsorgeprinzip wird in Deutschland bis 2045 Klimaneutralität angestrebt, in der EU bis 2050. Da weitere Länder entsprechend Ziele für 2060 bzw. 2070 formuliert haben, dürfte etwa um 2070 in der Welt Klimaneutralität erreicht bzw. annähernd erreicht werden. Das ist 35 Jahre später als nach Meinung von Herrmann notwendig ist, um das Wachstum der Temperatur unter 1,5° C zu halten und hat auch zur Folge, dass alle Maßnahmen zu nutzen sind, um 2100 das 2°-Ziel in der Welt zu erreichen, da nach der Klimakonferenz in Dubai 2023 auch von bis 2,5° Grad gesprochen wurde. 2° C Erhöhung werden trotz damit verbundener Probleme noch als einigermaßen verträglich angesehen. Im Beitrag werden ausgehend von der Literatur technische Lösungen sowie erforderliche Maßnahmen wiedergegeben. Unter Bezugnahme auf Energiewirtschaft, Industrie, Gebäudebereich, Verkehr und Landwirtschaft wird dargestellt, was 2023 in Deutschland erreicht wurde und unbedingt bis 2030 zu tun ist, um den entsprechenden Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität zu leisten. Zu den technischen Lösungen außer der Nutzung von Sonnen- und Windenergie sowie eventuell Kernfusionsenergie gehören u. a. Pumpspeicherkraftwerke, Nutzung von Staustufen zur Energiegewinnung, Druckwasserspeicher, Wasserstoff, Redox-Flow- und Natrium-Ionen-Batterien, die Einbindung der Akku-Energie ins Netz sowie die Abscheidung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Außerdem sind die Energienetze auszubauen sind. Danach werden ebenfalls auf der Grundlage der Literatur die Entwicklung des Klimas in der Welt und die Wirkung zeitlich unterschiedlicher Maßnahmen zur Verminderung der Temperaturerhöhung angesprochen, darunter auch das Leben in Deutschland bei 2° C wärmer. Dabei ist auch zu beachten, dass bei „Grünem Schrumpfen“ die Temperatur nur etwa 0,5 Grad niedriger wäre. Außerdem bestätigen Prognosen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz den bis 2040 einen starken Preisanstieg für Strom in Deutschland nicht. Abschließend wird im Anhang dargestellt, dass ein Unterschied in der Klimawirkung von Methan aus dem C-Kreislauf der Landwirtschaft und fossilen Energieträgern besteht, und deshalb der Beitrag der der Landwirtschaft zum Klimawandel überschätzt wird.
 
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Quelle: www.freepik.com
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Die Überwindung menschlicher Existenzkrisen durch Realisierung neuer Ideen in der Geschichte und was daraus für die c folgt – ein Standpunkt zum „Grünen Schrumpfen“

Dr. Eberhard Schulze

Heft 49 (2024)
Herausgegeben von der Leipziger Ökonomischen Societät e.V., Leipzig

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